Theateraufführung des BG-Grundkurses „Darstellendes Spiel“ imponierte
Die Bürger von Güllen (von links: Malin Lautenschläger, Niels Korschinsky, Lina Schröder, Aline Smolka, Janosch Reichrath, Giulia
„Geld regiert die Welt“ lautete der Titel eines Theaterprojekts, das der Grundkurs „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe 12 des beruflichen Gymnasiums (BG) der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg auf die Bühne brachte. Kursleiterin Dr. Astrid Eisbrenner hatte das Stück mit ihren Schülerinnen und Schülern einstudiert.
In Anlehnung an Friedrich Dürrenmatts tragische Komödie „Der Besuch der alten Dame“ aus dem Jahr 1956 präsentierten die Gymnasiasten in der Schulaula eine eigene Version des Theaterstücks, in dem eine alte Dame mittels Geld nach Gerechtigkeit strebt.
Die Handlung spielt in der Kleinstadt Güllen in der Nähe der deutsch-schweizerischen Grenze. Die Geschichte handelt von der Milliardärin Claire Zachanassian alias Klara Wäscher (glänzend gespielt von Saskia Meyer und Aline Smolka, die sich die Rolle teilten), die nach Güllen zurückkehrt, um Rache an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred Ill (ebenfalls doppelt besetzt mit Felix Klaner und Marc Andre Langer) zu nehmen.
In ihrer Jugend wurde Klara Wäscher von ihrem damaligen Freund Alfred Ill schwanger. Dieser leugnete jedoch seine Vaterschaft. Einen Prozess gegen ihn hatte Ill damals gewonnen, indem er die beiden Zeugen Koby und Loby (Luca Hein und Niels Korschinsky) bestach. Daraufhin verließ Klara die Kleinstadt Güllen verarmt und entehrt.
Durch mehrere Ehen wurde sie jedoch später sehr vermögend und mehrfache Milliardärin, die sich nun Claire Zachanassian nennt. Nach über 45 Jahren kehrt die alte Dame mit ihrem Butler (Malin Lautenschläger, die auch in der Rolle des Oberrichters Hofer gefiel) in ihren Heimatort zurück. Güllen ist mittlerweile verkommen und schmutzig und Claires ehemaliger Liebhaber Alfred ist inzwischen 70 Jahre alt. Die Bewohner und der Bürgermeister (Giulia Casale) sind sehr aufgeregt. Sie erhoffen sich finanzielle Unterstützung durch den Besuch der Milliardärin.
Claire verspricht der Stadt und ihren Bewohnern eine Milliarde und verlangt dafür Gerechtigkeit. Sie setzt das Geld auf den Kopf von Alfred Ill aus. Zunächst schlägt der Bürgermeister das verlockende Angebot noch entsetzt aus. Alfred Ill ist zunächst davon überzeugt, dass er sich auf seine Mitbürger verlassen kann, doch mit der Zeit bemerkt er an ihnen einen Wandel. Kurzzeitig spielt Alfred mit dem Gedanken Claire zu töten, doch er bringt es nicht übers Herz. Jedoch wächst seine Angst und er möchte die Stadt zu verlassen, was jedoch scheitert. Mit der Zeit ändert sich die Stimmung der Bürger immer mehr, sie folgen der Verlockung des Geldes und fangen an, Alfreds früheres Verhalten zu verurteilen, so dass er eine immer größere Feindschaft gegen sich verspürt. Lediglich der alkoholkranke Lehrer – brillant dargestellt von Janosch Reichrath – mahnt zur Vernunft und warnt Alfred.
Auf einer Stadtversammlung beschließen die Bürger – hier wurde das Publikum in die Rolle der Einwohner von Güllen mit einbezogen – einstimmig, Alfred Ill für seine Tat zu bestrafen und ihn umzubringen. Eine Besonderheit hierbei war, dass hierfür ein „Henker“ unter den Theaterbesuchern ausgewählt wurde. Zuschauer Oliver Schneider erlag – wie alle Güllener Bürger – dem „Lockruf des Geldes“, übernahm kurzerhand die Rolle und „erschoss“ Alfred Ill vor aller Augen.
„Und die Moral von der Geschicht‘, Gerechtigkeit, die gibt es nicht.“, lautete schließlich das Fazit am Ende. Die Tragikomödie verdeutlichte, dass man für Geld fast alles kaufen kann. Es wurde dargestellt, wie sich eine Gruppe von Bürgern von nur einer Person so beeinflussen lässt, dass sie einen Mord verübt. Die Bürger glauben Gerechtigkeit zu üben, indem sie Unrecht tun.
Nicht nur mit der plötzlichen Einbeziehung des Publikums in die Handlung überraschte das Stück, auch gab es für die Zuschauer immer wieder „Regieanweisungen“ in Form von Plakaten, die Nicolai von Heynitz hochhielt. Bei der jeweiligen Doppelbesetzung der beiden Protagonistenrollen war die Kleidung der Akteure von immanenter Bedeutung, denn anhand gleicher Kleidung erkannten die Zuschauer, welche Figur sie vor sich hatten. Neben den bereits genannten Darstellern traten noch Alice Völler als Wrage und Zeitungsjunge, Aline Smolka (Zeitungsjunge), Luca Hein (Deer), Lina Schröder (Bihler), Nicolai von Heynitz (Tschudi) und Niels Korschinsky als Radiosprecher auf.
Die im Hintergrund laufende Power-Point-Präsentation mit Einspielungen zu Geld und Justiz passte ebenso zur Handlung wie das gelungene Bühnenbild, das der BG 12 Kunstkurs von Dr. Rolf Bernhardt gestaltet hatte.
Langanhaltender Applaus belohnte die Darsteller schließlich für ihr überzeugendes Spiel.