Wenn die Berufswahl für Jugendliche ansteht, dann fällt die richtige Entscheidung oft schwer. Sie wissen nicht so recht, ob sie lieber studieren möchten oder erst einmal einen Beruf erlernen sollen. Weiter lernen oder gleich Geld verdienen? Vielleicht erst einmal eine Auszeit nehmen und bei einem Auslandsaufenthalt Erfahrungen sammeln?

Um die Schülerinnen und Schüler des beruflichen Gymnasiums (BG), der Fachoberschule (FOS) und der Berufsfachschule (BFS) der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg bei der Suche nach Antworten auf ihre Fragen rund um die Zeit nach ihrem Abschluss zu unterstützen und ihnen die Chance zu bieten, sich über verschiedene Wege, die sie anschließend einschlagen können, zu informieren, fand ein Berufsinformationsnachmittag statt, der von der Weilburger Lehrerin Maike Hahling in Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen Pascal Brühl bestens organisiert wurde.

Schulleiterin Dr. Ulla Carina Reitz konnte gemeinsam mit Maike Hahling in der voll besetzten Aula der Wilhelm-Knapp-Schule dreizehn Referenten begrüßen, die über verschiedene Berufs-, Studien- und Weiterbildungsbereiche informierten. Unter dem Motto „Schüler fragen – Profis antworten“ hatten die Schülerinnen und Schüler des BG, der FOS und BFS nach der allgemeinen Einführung Gelegenheit, sich in Kleingruppen von den Referenten intensiv beraten zu lassen, die in persönlichen Gesprächen alle offenen themenspezifischen Fragen bereitwillig beantworteten.

Die vielfältige Bandbreite der Angebote reichte von der Ausbildung bei der Polizei und Bundeswehr, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in der Forstwirtschaft und Krankenpflege über verschiedene Studiengänge oder ein Bachelor-Studium an der WKS bis hin zum dualen Studium. Aber auch die Voraussetzungen für die Absolvierung eines freiwilligen sozialen Jahres wurden den Jugendlichen vorgestellt.

Dietmar Wagner und Carolin Hölper (Ausbilder und Auszubildende beim Amt für Bodenmanagement in Limburg) informierten über den Beruf des Geomatikers sowie ein duales Studium zum Bachelor of Engineering an der University of Applied Sciences Frankfurt. Geodäten (studierte Vermessungsingenieure) sind Wissenschaftler, die unsere Erde erkunden, vermessen und anschließend grafisch am Computer darstellen. Aus ihren Daten entstehen Liegenschaftskarten, Stadtpläne, Land- und Seekarten, 3D-Visualisierungen und ganze Navigationssysteme. Google Maps, OpenStreetMap – all das basiert auf der Arbeit von Geodäten. Routenplaner im Internet, Geocaching mit GPS oder das Navigationssystem fürs Auto wären ohne Geodäten undenkbar. Geodäten helfen mit, Katastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben oder Tsunamis vorherzusagen und so größere Schäden zu vermeiden.

Gute Schulen und Universitäten, den Schutz unserer Umwelt, Datenautobahnen oder tolle Schwimmbäder will jeder. Doch ohne „Diplom-Finanzwirte“ läuft das aber nicht, signalisierten Marius Werner und Johanna Reuß, die beide Mitarbeiter bei der hessischen Finanzverwaltung sind. „Denn wir kümmern uns darum, dass Steuern gerecht erhoben und ordentlich gezahlt werden – damit alle etwas davon haben. Dafür stehen wir mit über 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Finanzämtern, der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main und dem Finanzministerium.“ Die beiden Diplom-Finanzwirte warben für die duale Ausbildung im mittleren Dienst und das duale Studium im gehobenen Dienst in der Finanzverwaltung.

„Der Polizeiberuf – Ein spannendes und abwechslungsreiches Aufgabenfeld“ lautete der Titel unter dem Kriminaloberkommissarin Mariana Wüst die Arbeit der Polizei vorstellte. „Ein Verkehrsunfall auf der Hauptstraße, ein Drogenfund am Bahnhof, illegal entsorgter Giftmüll, eine Großdemonstration und eine entlaufene Katze: All das kann bald auf Ihrem Dienstplan stehen, wenn Sie sich für eine Ausbildung bei der Polizei entscheiden“, berichtete die Referentin und informierte über die Einstellung in den gehobenen Polizeidienst und das Studium zum Bachelor of Arts der Schutz- und Kriminalpolizei.

Unter dem Stichwort „Verantwortung übernehmen – Weiterkommen“ wurden die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bei der Bundeswehr vorgestellt, wobei nicht nur der militärische Einsatz, sondern auch die zivile Arbeit in der Verwaltung zum beruflichen Spektrum zählen. Die Aufgaben dabei seien vielfältig und anspruchsvoll. Neben fachlichen Kompetenzen erfordere der Dienst in den Streitkräften auch physische und psychische Stärke. Im Einsatz müsse Recht und Freiheit notfalls auch mit der eigenen Gesundheit und dem Einsatz des Lebens verteidigt werden. Bei der Bundeswehr werde nicht nur mehr gefordert, sondern auch mehr gefördert als in den meisten zivilen Berufen, betonte der Bundeswehroffizier und meinte weiter: „Sie erhalten immer wieder die Chance, neue Wege zu gehen, Ihre Grenzen kennenzulernen und Ihre Stärke zu finden. Ein umfassendes Aus- und Weiterbildungsprogramm sorgt dafür, dass Sie Ihre Potenziale entfalten und sich fachlich wie persönlich weiter entwickeln können.“ Doch auch die Bundeswehrverwaltung biete vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und so könne man in über 40 zivilen Berufen Karriere machen.

Ausbildung und Beruf in der Gesundheits- und Krankenpflege (beide Berufszweige werden ab dem Jahr 2020 zusammengeführt und es gibt dann eine einheitliche Ausbildung), Studienmöglichkeiten Fachrichtung Pflege (Pflegepädagogik, Medizinpädagogik, Pflegewissenschaft, Pflege- und Casemanagement), Fachweiterbildungen nach der Ausbildung (Anästhesie- und Intensivpflege, Psychiatriefachpflege etc.) sowie Arbeiten im europäischen Ausland und in der Entwicklungshilfe. – Die Pflegeberufe haben ein breites Spektrum und sind „Berufe mit Zukunft“: Immer mehr Fachkräfte werden für das deutsche Gesundheitswesen und die alternde Gesellschaft benötigt und bestätigen damit diese Aussage. Die Ausbildungen und anschließenden Weiterbildungs- und Studienmöglichkeiten in der Pflege bieten eine vielfältige, zukunftsorientierte und praxisnahe Perspektive für das Arbeiten im In- und Ausland, unterstrich Elmar Frink, der Ausbildungsleiter der Krankenpflegeschule, der gemeinsam mit den die beiden Studentinnen der Pflegepädagogik Alexandra Lis und Sandra Wied über Berufs- und Ausbildungschancen im Krankenpflegebereich informierte.

Studieren an meiner Schule?! – „Wer beruflich weiterkommen und mehr Verantwortung übernehmen möchte, kommt an einem akademischen Abschluss meist nicht mehr vorbei.“ Stefan Jeanneaux-Schlapp, der Leiter des Studienzentrums der Fachhochschule des Mittelstandes an der Wilhelm-Knapp-Schule, berichtete über die Kooperation der berufsbildenden Schule mit der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) Bielefeld und die damit verbundene Möglichkeit, einen akademischen Bachelor-Abschlusses (Bachelor of Arts) am Studienzentrum der WKS ausbildungsbegleitend in Teilzeitform zu erwerben und zeigte, dass Ausbildung und Studium zeitgleich realisierbar sind.

Über Chancen und Risiken von Auslandsaufenthalten und worauf man bei der Planung achten sollte referierte Dr. Rolf Bernhardt von der WKS. In diesem Kontext informierte der Pädagoge auch über die Möglichkeiten ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland zu absolvieren. Dies ist beispielsweise über den Freiwilligendienst „Kulturweit“ (den internationalen Kultur-Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission) möglich. Er bietet Menschen zwischen 18 bis 26 Jahren die Möglichkeit, sich für sechs oder zwölf Monate in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik zu engagieren. Dabei werden alle Freiwilligen finanziell unterstützt und in Seminaren begleitet, so dass „Kulturweit“ damit allen jungen Menschen offensteht.

Jens Reichel, der Ausbildungsleiter der Weilburger Coatings am Standort Weilburg berichtete über die Ausbildung als Lacklaborantin bzw. Lacklaborant. „Bilden Sie das Rückgrat der deutschen Chemieindustrie“, verkündete der Ausbildungsleiter und führte weiter an, dass Weilburg einer der bedeutendsten Entwickler und Hersteller von Funktions­beschichtungen und -lacken für Industriegüter und Konsumgüter wie auch von Spezial­beschichtungen für die grafische Industrie sei. „Überall, weltweit und in allen Industriezweigen, schaffen Weilburger Beschichtungslösungen Werte und überzeugende Produktvorteile.“

Forstwirt sein ist mehr als ein Beruf – es ist Leben und Arbeiten im Einklang mit der Natur. Revierförster Bernd Kleindopf von Hessen Forst stellte den abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Beruf des Forstwirts vor. Forstwirte seien mit dafür verantwortlich, dass die wunderschönen Landschaften erhalten bleiben. „Hier arbeitest du tagtäglich an der frischen Luft und hast vielfältige Tätigkeiten in Wald und Wiese, die den Beruf so attraktiv machen“, betonte Bernd Kleindopf und bei der vielen körperlichen Arbeit sei der Gang ins Fitnessstudio nahezu überflüssig. Die Ausbildung zum Forstwirt vermittle biologische, forst-, betriebswirtschaftliche und technische Kenntnisse und gleichzeitig sorge der Forstwirt für eine Erhaltung der Wälder.

 

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