Von Manfred Horz Im Dachdeckerzentrum Hessen in Weilburg wurden im Beisein zahlreicher Ehrengäste und Angehörigen 32 Junggesellen aus den Dachdecker-Innungen Dillenburg, Gießen, Limburg-Weilburg, Rheingau, Wetzlar und Wiesbaden freigesprochen. Unter ihnen vier Absolventen aus dem Nassauer Land, die ihre Prüfung mit teils guten Noten bestanden haben. Neun der insgesamt 41 zur Prüfung angetreten Auszubildenden, die das Ziel nicht erreicht haben, können noch einmal zur Prüfung antreten.

Mit Ausnahme der Dachdecker-Innung Vogelsbergkreis, die eine eigene Freisprechungsfeier veranstaltete, wurden damit alle Auszubildenden der sieben Innungen, die im Sinne der Lernortkooperation zwischen der Werner-von-Siemens-Schule, dem Berufsbildungs- und Technologie-Zentrum in Wetzlar sowie der Wilhelm-Knapp-Schule und dem Dachdecker-Zentrum Hessen in Weilburg ausgebildet wurden, in ihr weiteres berufliches Leben entlassen. Auch Teilnehmer aus dem Vogelsbergkreis waren angereist, um ihre Gesellenbriefe in Empfang zu nehmen. Die drei heimischen Absolventen kommen aus dem Kreisteil Weilburg. Mit der besten Note abgeschnitten hat Tim Weber aus Löhnberg, der im elterlichen Betrieb ausgebildet wurde. David Kimmel aus Villmar absolvierte seine Lehre bei der Alex Pfeiffer GmbH (Dauborn), und Alexander Pflaum (Mengerskirchen) bei Arkularius Bedachungen UG (Merenberg). Extern geprüft wurde Thomas Hillen aus Diez.

Ihre Leistungen würdigten die Repräsentanten der Handwerkskammer Wiesbaden, der Innungen, der Berufsschule, der Ausbildungszentren und der Politik von Bundes- und Landesebene. Geschäftsführer Norbert Hain vom Dachdeckerzentrum zeigte sich erfreut über die 100 Teilnehmer an der gemeinsamen Freisprechungsfeier darunter zahlreiche Ehrengäste und Vertreter der beteiligten Bildungsakteure. Das unterstreiche die gute Kooperation zwischen den Partnern einer gemeinsamen Ausbildung. Mit 41 Teilnehmern an der Sommer- und der Wintergesellenprüfung mit Ergebnissen, die sich sehen lassen könnten, sei das Ziel der Kooperation erreicht, so Hain. Neun „Zweien“ in Theorie und acht „Zweien“ in der Praxis sprächen für sich. Bei neun Prüflingen, die das Ziel leider nicht erreichten, bestehe noch Verbesserungspotential. Vor dem Hintergrund, dass sich auch in diesem Jahr wieder etliche Teilnehmer für den praktischen Leistungswettbewerb qualifizierten, wage er zu behaupten, dass die Kooperation wieder eine gute Ausbildungsarbeit geleistet habe. Im vergangenen Jahr habe es ein Teilnehmer aus der Lernortkooperation – Albert Scherer aus Gemünden – bis zum Landessieger, zum Vizebundessieger und zur Teilnahme an der im Herbst in Warschau stattfindenden Weltmeisterschaft geschafft. Das Konzept der Lernortkooperation und die damit verbundene enge Verknüpfung zwischen Berufsschule und Überbetrieblicher Ausbildungsstätte scheine Früchte zu tragen. Wenn mehr als die Hälfte der Junggesellinnen und Junggesellen und erstmals über 100 Teilnehmer zur Freisprechung gekommen seien, zeige das, dass anscheinend auch das Zwischenmenschliche passe.

Die weiteren Gratulanten wiesen darauf hin, dass mit dem Ablegen der Gesellenprüfung und der Freisprechung ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Für viele von den Absolventen war die Gesellenprüfung der Grundstein für weitere Prüfungen. Vorarbeiter, Baustellenleiter, Meister und weitere Wege stünden offen, auch ein Studium. Für das Handwerk sei es wichtig, dass der Nachwuchs qualifiziert aus- und weitergebildet werde. Nur so bestehe die Chance, den Fachkräftebedarf in der Zukunft zu decken. Den Absolventen wurde empfohlen, die Fort- und Weiterbildung zu nutzen, um in ihrem Beruf noch besser zu werden.

Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Pott von der Handwerkskammer Wiesbaden sprach aus der Sicht des Handwerks als Wirtschaftsmacht von nebenan. Das Handwerk müsse sich in die Gesellschaft einbringen und auch die Handwerker selbst seien aufgefordert, sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren. Der Obermeister der gastgebenden Innung Wiesbaden, Patrick Gottlieb, konstatierte in seiner Festrede, das Handwerk habe noch immer goldenen Boden. Man müsse nicht das Abitur machen und studieren, um in ein finanziell abgesichertes Berufsleben zu wechseln. Man müsse auch nicht in einer Fabrik Tag für Tag stupide die gleiche Arbeit verrichten. Das Handwerk biete eine guten Verdienst und abwechslungsreiche Arbeit mit netten Kollegen. Leider falle es dem Handwerk in jüngster Zeit immer schwerer, geeignete Kandidaten für die zahlreichen freien Ausbildungsplätze zu finden. Darum sei den Absolventen wie auch den Ausbildungsbetrieben, den Berufsschullehrern, den Ausbildern an den Überbetrieblichen Ausbildungsstätten und den Prüfern, aber auch den Eltern und Verwandten der Junggesellen für ihr Engagement zu danken.

Die Leiterin der Wilhelm-Knapp-Schule Weilburg, Dr. Ulla Carina Reitz, sprach einmal mehr die Nachwuchssorgen im Handwerk an und appellierte an die Junggesellen, um ihre Positionen in Beruf und Gesellschaft zu kämpfen, aber auch Familien zu gründen und die Lehrer nicht arbeitslos zu machen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister bekundete, dass die Politik an der Seite des Handwerks stehe und lud die Junggesellen zu einer Sitzung des Hessischen Landtags ein. Die Glückwünsche des Berufsbildungswerkes des Hessischen Dachdeckerhandwerks sprach dessen Vorsitzender Stefan Schöffmann.

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