Hauptschulabschlüsse erreicht und Arbeitsverträge unterzeichnet

13 Schüler erhielten ein Hauptschul-Zeugnis.

Erstmals konnten an der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg die Schülerinnen und Schüler aus vier Flüchtlingsklassen im Rahmen einer großen Feier ein Zeugnis in Empfang nehmen. Obwohl die jungen Flüchtlinge teilweise erst ein Jahr in Deutschland sind, erhielten 13 von ihnen dabei sogar ein Hauptschul-Zeugnis und sieben junge Männer konnten im Anschluss an die Zeugnisübergabe im Beisein von Stefan Lassman, dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Limburg, und Andreas Demand, dem Abteilungsleiter Berufsausbildung des Verbandes Baugewerblicher Unternehmer Hessen e. V., bei Ottmar Schütz und seinem Bauleiter Christoph Vorschulze von der Gaudernbacher Straßenbaufirma „Wilhelm Schütz AG“ einen Ausbildungsvertrag unterzeichnen.

„Ihr habt heute etwas geschafft, auf das ihr sehr stolz sein könnt! Manche haben den Hauptschulabschluss erreicht, aber ihr habt in unserer Schule vor allem Deutsch gelernt und habt Deutschland kennengelernt. In der Schule und bei der Firma Schütz habt ihr auch verschiedene Berufe kennengelernt.“ Ebenso wie für die Schülerinnen und Schüler war es auch für Schulleiterin Dr. Ulla Carina Reitz ein besonderes Ereignis in der Schulaula der WKS Flüchtlingsklassen in einem feierlichen Umfeld ein Zeugnis überreichen zu dürfen und manche von ihnen sogar mit einem Hauptschulzeugnis zu verabschieden. Auf ihre Frage an die jungen Menschen, welchen Sport die Deutschen lieben, folgte die einhellige Antwort: Fußball! „Viele Menschen haben sich die Fußball EM in Frankreich im Fernsehen angesehen. Fußball ist wie Schule. Fußball ist wie das Leben“, fuhr die Oberstudiendirektorin fort. Man könne im Fußball nicht immer gewinnen, aber man müsse kämpfen, denn ‚Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren‘. „Ihr habt eure Heimat, eure Familie und euer Heimatland verlassen. Ihr habt gekämpft, um nach Deutschland zu kommen. Ihr habt gekämpft und gewonnen, ihr habt nicht aufgegeben und ihr wolltet und wollt immer noch ein anderes Leben. Dieses andere Leben habt ihr erfolgreich begonnen. Die Zeugnisse sind ein erster großer Erfolg für Euch.“

Der besondere Dank von Dr. Ulla Carina Reitz galt nicht nur den Lehrern, die die jungen Menschen unterrichteten und Abteilungsleiter Jürgen Skiba, sondern auch der Firma Schütz. Ottmar Schütz habe es geschafft, dass viele der jungen Flüchtlinge die Arbeitswelt in Deutschland kennengelernt hätten. Dabei habe er sich privat sehr viel Mühe gegeben. Er sorgte nicht nur für den Transport der Schüler, sondern auch für Fachpersonal, das sie betreute und ihnen zeigte, wie im Straßenbau gearbeitet wird. So erhielten die jungen Menschen einerseits einen Einblick in das Arbeitsleben, auf der anderen Seite trug das Projekt auch zur Integration der Flüchtlinge in Deutschland bei. „Herr Schütz redet nicht viel, er macht etwas!“, war das abschließende Fazit der Schulleiterin.

Nach der Ausgabe der ersten Zeugnisse überreichte Jasmin Michel seitens der Fachschaft Sport den vier Klassen Sporturkunden für ihr erfolgreiches Abschneiden beim „Sport- und Spieletag“ der WKS.

Im Namen der unterrichtenden Lehrer würdigte Nina Sames die Leistungen und Verdienste der Schülerinnen und Schüler. Am Anfang habe das „Chaos“ gestanden: Wer geht in welche Klasse? Wer sind die zuständigen Betreuer? Wer darf ein Praktikum absolvieren? Diese und viele andere Fragen standen im Raum und es hätte oft keine vorgefertigten Antworten gegeben. „Aber Probleme sind ja dazu da gelöst zu werden“, betonte Nina Sames und dank des gut funktionierenden Lehreteams, der Unterstützung des Sozialpädagogen Christoph Kirmse und der geduldigen Schulsekretärin Anette Schneider habe letztendlich alles funktioniert. Und dabei hätten die Schüler nicht nur von den Lehrern gelernt, sondern auch das Blickfeld der Lehrkräfte sei durch die Arbeit mit den Flüchtlingen erweitert worden.

Ein besonderer Augenblick war es, als Ahmadzia Ziaee für alle Flüchtlinge sprach und unter anderem sagte: „Wir sind alle Menschen, egal welche Farbe oder welche Nation wir haben. Ich wünsche mir eine gute Welt und ich wünsche mir auch eine gute Zukunft für meine Heimat Afghanistan.“

Als Letzter ergriff Henrik Riesen das Wort, der die erste Flüchtlingsklasse an der WKS unterrichtete und das Gesamtprojekt InteA (Integration und Arbeit) leitet. Am lautstarken Applaus merkte man, welche Rolle der Pädagoge für die Schüler spielt. Er war nicht nur ihr Lehrer, sondern auch eine Art Vaterfigur. Diese besondere Beziehung und der enge Kontakt kam auch in seiner abschließenden Aussage zum Ausdruck: „Ich werde weiterhin den Kontakt zu euch halten und es ist mein Wunsch zu erfahren, was aus euch geworden ist!“

Ein Hauptschul-Zeugnis erhielten: Mubaraz Ahmad, Alireza Ahmadi, Solomon Berhane, Mahmoud Deeb, Faysal Jamac, Anisa Hassan, Bashir Mahamed, Omar Mohamed, Robert Nagy, Omer Sulemann, Saimir Shaqiri, Yusuf Mohamed und Ahmad Ziaee.

 

Weilburg, 13. Juli 2016

Schreibe einen Kommentar