Dachdecker sind im Berufsleben obenauf und brauchen keine Angst zu haben, durch einen Apparat ersetzt zu werden. Diese Botschaft gaben Gratulanten den Junggesellen im Dachdeckerhandwerk mit auf den Weg, die jetzt im Hessischen Dachdeckerzentrum in Weilburg freigesprochen wurden. Insgesamt 42 von 48 Auszubildenden aus sechs Innungen, die vor drei Jahren ihre Lehrzeit angetreten hatten, erreichten ihr Ziel. von Manfred Horz
Geschäftsführer Norbert Hain vom Landesinnungsverband zeigte sich bei der Begrüßung der Absolventen und der zahlreichen Gäste erfreut über die guten Ergebnisse, mit denen die Junggesellen ihre Prüfung abgeschlossen haben. 15 „Zweien“ und drei „Einser“ in Theorie und neun „Zweien“ und ein „Einser“ in der Praxis sprächen für sich. Einer der Teilnehmer habe dabei sogar das Spitzenergebnis 1,1 erzielt. Vor dem Hintergrund, dass in diesem Jahr die Lernortkooperation in enger Verknüpfung zwischen den Berufsschulen in Wetzlar und Weilburg und der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte fünf der neun Teilnehmer am praktischen Leistungswettbewerb stellte, wage er zu behaupten, dass eine gute Ausbildungsarbeit geleistet wurde. Das Konzept der Kooperation scheine Früchte zu tragen. Die hohe Zahl der Gäste bei dieser Feier spreche dafür, dass auch das Zwischenmenschliche in dieser Kooperation passe.
Mit der Freisprechung beginne für die Absolventen ein neuer Lebensabschnitt. Die Gesellenprüfung sei der Grundstein für einen Aufstieg und für weitere Prüfungen. Für das Handwerk sei es wichtig, dass der Nachwuchs qualifiziert aus- und weitergebildet werde. Nutzen sie die Fort- und Weiterbildung, um in ihrem Beruf noch besser zu werden, appellierte Hain an die Junggesellen, denen er zu ihren Leistungen gratulierte. Insbesondere den fünf Teilnehmern am praktischen Leistungswettbewerb: Landessieger Albert Scherer, Innung Vogelsbergkreis; der 2. Landessieger Chris Alain Jörg, Innung Rheingau; Maximilian Fischer, Innung Limburg-Weilburg; Jonas Bernhard, Innung Dillenburg und Florian Burk, Innung Biedenkopf.
Stefan Schöffmann vom Berufsbildungswerk des Dachdeckerhandwerks unterstrich die gute Zusammenarbeit in der Lernortkooperation zwischen dem Dachdeckerzentrum und den Berufsschulen und stellte einen Vergleich mit dem Ausbildungswesen der ehemaligen Zünfte an, in denen die Lehrlinge Mitglieder der Meisterfamilien waren, Lehrgeld zahlen und unbedingten Gehorsam leisten mussten. Da habe sich doch vieles zum Wohle der Auszubildenden gebessert. Allerdings gelte heute wie damals, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen sei und dass die Junggesellen nach ihrer Freisprechung sich ihrer Verantwortung in Beruf und Gesellschaft bewusst sein müssten. Hauptgeschäftsführer Harald Brandes von der Handwerkskammer Wiesbaden lobte die Lernrotkooperation als gelungenes zukunftsweisendes Modell, das nicht nur dem Handwerk zugutekomme. Es passe zu der seit sechs Jahren laufenden Imagekampagne und dem Begriff „Karriere mit Lehre“.
Die Wilhelm-Knapp-Schule Weilburg sei erfreut, mit dem Dachdeckerzentrum kooperieren zu können, erklärte Schulleiterin Dr. Ulla Reitz. Die Lehrer der beruflichen Schulen sähen es gern, wenn junge Menschen sich für handwerkliche Berufe entschieden, die in Deutschland hohes Ansehen genießen. Nach einer Betrachtung heutiger Lebensweise und Umgangsformen bis zur wenig ratsamen „Party ohne Ende auf der Ballermannmeile“, Chillen bis zum Anschlag und Trinken bis zum Umfallen, riet sie den Absolventen, den Augenblick des Erfolges zu genießen, aber in den gesetzten Grenzen den Ernst des Lebens nicht aus den Augen zu verlieren und Verantwortung für sich selbst, die Gesellschaft und unsere Welt zu übernehmen. Aber auch Familien zu gründen und dafür zu sorgen, dass die Lehrer nicht arbeitslos werden.
Das viel zitierte Sprichwort „Handwerk hat goldenen Boden“ habe heute noch Gültigkeit, konstatierte Landesinnungsmeister Ludwig Held. Man müsse nicht das Abitur machen, um studieren zu können und auch nicht in einer Fabrik Tag für Tag stupide die gleiche Arbeit verrichten. Das Handwerk biete einen guten Verdienst und abwechslungsreiche Arbeit. Es sei und bleibe in unserer sozialen Marktwirtschaft ein starker und leistungsfähiger Faktor. Das Land brauche Unternehmen und Facharbeiter, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst seien. Die Junggesellen seien bereit gewesen, sich das notwendige Know-How für einen der schönsten Berufe anzueignen und einen Weg einzuschlagen, auf dem sie die Chance haben, durch Fort- und Weiterbildung Karriere zu machen.
Weilburgs Bürgermeister Hans-Peter Schick, dem Geschäftsführer Norbert Hain in Erinnerung an die 16 Jahre zurückliegende Ansiedlung des Dachdeckerzentrums in Weilburg für sein Engagement in Belangen des Handwerks dankte, zeigte sich erfreut, dass die Einrichtung blüht und gedeiht. Den Junggesellen gratulierte er namens der Stadt und bat die auswärtigen Absolventen, Weilburg nicht zu vergessen. Den Reigen der Gratulanten schlossen der stellvertretende Kreishandwerksmeister Walter Kwartnik (Gießen) und der Obermeister der Dachdecker-Innung Wetzlar, Jens Rödel, der zusammen mit den Repräsentanten der Innungen die Gesellenbriefe überreichte und die Prüfungsbesten jeder Innung würdigte.
Dachdecker der Innung Limburg-Weilburg: Prüfungsbester war Maximilian Fischer, Braunfels (Arkularius Bedachungen UG, Merenberg). Es folgten Cheyenne Ahnert, Hünfelden und Marc Gros, Limburg (beide Ahnert-Dachdeckerei, Hünfelden); Felix Herzer, Limburg (Bendel Bedachungs GmbH, Limburg); Alpay Karadag, Weilmünster (Rudolf Weil GmbH, Weilmünster); Dustin König, Weilburg Dachdeckerhandwerk, Weilburg); Christoph Kunkler, Weinbach (Kissel Bedachungen, Villmar); Justin Mandel, Greifenstein (Michael Hermann, Mengerskirchen); Nikolai Pfeiffer, Hünfelden (Bedachungsunternehmen, Hünfelden); Emanuel Rump, Westerburg (Gresser-Bedachungen GmbH und Co.K., Dornburg); Silas Schmitz, Beselich (Martin Reinhard, Diez).
Dachdeckergeseilen der Innung Wetzlar: Innungsbeste ist Sophie Trusheim, Herborn (Rödei Konzept + Handwerk GmbH & Co KG, Solms). Des Weiteren Marcel Klumpp, Greifenstein (EcoLigno UG, Greifenstein); Marvin Schwarz, Waldsolms (Beckert-Best GmbH & Co, Waldsolms); Eric Sichmann, Hüttenberg (Bau-lng. Andreas Rohn GmbH, Schöffengrund); Felix Theis, Mittenaar (Kai Doffing, Hohenahr).