Die Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) ist im Bereich „Neues Lerndesign“ mit dem Innovationspreis der Beruflichen Schulen des Landes Hessen ausgezeichnet worden. Das Weilburger Berufsbildungszentrum erhielt diesen hochrangigen Preis für ein neues Unterrichtskonzept, das die Weilburger Pädagogin Monika Otten für das Fach Rechnungswesen konzipiert hat. Michael Sauer, Dorothea Schelke, Steffen Lippert, Andreas Max und insbesondere Mario Baumhackel haben zu der Weiterentwicklung und Umsetzung in der „Fachschule für Betriebswirtschaft“ und in einem kleinen Teilbereich in der „Höheren Handelsschule“ der WKS beigetragen. Unterstützt wurde das Team von Abteilungsleiter Stefan Jeanneaux-Schlapp.

In der Regel ist es heute noch an vielen Schulen üblich, Buchführung rein theoretisch zu unterrichten, ohne einen Einsatz von Software. Dies ist heutzutage aber in Unternehmen eher selten der Fall. Im Jahre 2008 erhielt die WKS auf Initiative von Michael Sauer, der zu diesem Zeitpunkt an der Weilburger Schule sein Referendariat absolvierte, die Möglichkeit, sich an dem bundesweiten Projekt „erp4school“ zu beteiligen, bei dem Geschäftsprozesse von Unternehmen bearbeitet, analysiert und mit Hilfe von Szenarien und einer Unternehmens-Software abgebildet werden. Die beteiligten Schulen verwenden dazu das weitverbreitete „erp-System“ der SAP AG. Die Abkürzung SAP steht für „Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung“ und ist eine Software zur Abbildung von Geschäftsprozessen.

Die Fachschulstudierenden nutzen im Rahmen des Unterrichts das innovative Konzept der WKS, bei dem das Verständnis für Geschäftsprozesse und die daraus resultierenden Buchungen und Bilanzierungsalternativen in den verschiedenen Lernsituationen über konkrete Inhalte mittels eines fiktiven Unternehmens, der „Druckerei M. Rewe e. K.“, und der Eingabe von Daten aus verschiedenen Geschäftsfällen im SAP-System erworben werden. Den Studierenden werden sowohl Kenntnisse der rechtlichen Lage als auch die Grundlagen der Buchungstechnik und die Umsetzung in SAP vermittelt. Der Unterricht findet in teils wechselnden Phasen von Theorie und Praxis, teils aber auch integrativ statt. Binnendifferenzierung und „Selbstgesteuertes Lernen“ (SGL) gehören ebenso zum Konzept wie der Einsatz der Lernplattform „moodle“. Am Ende der Ausbildung erhalten die Studierenden eine Teilnahmebescheinigung in der die von ihnen bearbeiteten SAP-Inhalte aufgeführt sind. Da in Stellenanzeigen für die „Staatlich geprüften Betriebswirte“ häufig SAP-Kenntnisse verlangt werden, bedeutet dies ein Wettbewerbsvorteil für die Studierenden der WKS.

Gemeinsam mit Schulleiterin Dr. Ulla Carina Reitz konnten Monika Otten und ihr Team für die Entwicklung dieses Unterrichtskonzeptes den „Innovationspreis Beruflicher Schulen in Hessen“ im „Haus der Wirtschaft Hessen“ in Frankfurt im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Empfang nehmen. Stellvertretend für den kurzfristig verhinderten Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz übergab Ministerialdirigentin Ute Schmidt, Abteilungsleiterin im Hessischen Kultusministerium für allgemeinbildende und berufliche Schulen sowie Lebensbegleitendes Lernen, den Preis.

Zuvor hatte Volker Fasbender, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU) die von Charlotte Venema moderierte Veranstaltung eröffnet und die Gäste begrüßt. Annette Greilich, die stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Direktorinnen und Direktoren an den beruflichen Schulen und den Studienseminaren für die beruflichen Schulen in Hessen, referierte zum Thema „Herausforderungen für berufliche Schulen“ und Ministerialdirigentin Ute Schmidt sprach in einem Vortrag über das Thema „Herausforderungen der Zukunft durch strategische Unterrichtsentwicklung meistern“. Zwischen den beiden Vorträgen präsentierten die Preisträger ihre „Gewinner-Konzepte“, die im weiteren Verlauf der Veranstaltung ausgezeichnet wurden.

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