Schüler präsentierten „Die Physiker 2.0 – on speed in space“

„Die Physiker 2.0 – on speed in space“ lautete der Titel eines Theaterprojekts, das der Grundkurs „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe 12 des beruflichen Gymnasiums (BG) der Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) Weilburg auf die Bühne brachte. Kursleiterin Dr. Astrid Eisbrenner hatte das Stück, das noch den Untertitel „Auf der Suche nach einer besseren Welt“ trug, mit ihren Schülerinnen und Schülern einstudiert.

In Anlehnung an Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ präsentierten die Gymnasiasten in der Schulaula eine eigene Version des Theaterstücks, in dem Physiker versuchen, die Weltformel herauszufinden. Wie bei Friedrich Dürrenmatt spielt die Handlung in einem Irrenhaus, in das sich der Physiker Möbius zurückgezogen hat, um die Welt vor den Konsequenzen seiner Entdeckungen zu schützen, indem er diese als Werk eines Irren ausgibt und sie geheim hält. Doch anders als im Original befindet sich die Irrenanstalt im Inneren des Raumschiffs „Mäh‘ den Rasen“, das sich auf einem Flug im Weltall befindet und direkt auf ein schwarzes Loch zusteuert. Möbius steht kurz davor, das Geheimnis der „Weltformel“ zu enträtseln, weiß jedoch nicht, welche Konsequenzen dies für die Menschheit hat und will seine Erkenntnisse daher für sich behalten. Gleich zwei Darsteller, Christoph Kloß und Luca Becker, wechselten sich während des Stückes in der Rolle des Möbius ab, kenntlich gemacht durch die gleiche Kleidung, die beide trugen. Ohnehin waren gleich mehre Rollen des Stückes doppelt besetzt und die Kleidung diente jeweils als Erkennungsmerkmal der Figuren. Zu den weiteren Passagieren des Raumschiffs bzw. Insassen der Anstalt zählen weitgehend dieselben Personen, die auch in Dürrenmatts Drama auftauchen. So befindet sich mit Albert bzw. Albertine Einstein – glänzend gespielt von Ann-Kathrin Dragesser – ein zweiter „irrer Physiker“ mit an Bord, der sich jedoch als Geheimagent entpuppt und die „Weltformel“ stehlen möchte. Als er/sie aufzufliegen droht, ermordet Einstein die Schwester (Saskia Knöpp), die ihn betreut. Schwester Monika (ebenfalls Saskia Knöpp) hat sich in Möbius verliebt und erkannt, dass er nicht verrückt ist. Als sie die Erlaubnis erwirkt, ihn zu heiraten und die Irrenanstalt zu verlassen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sie auch zu ermorden, um sein Geheimnis zu wahren. Doch alles ist umsonst und sein Plan geht nicht auf, weil die Leiterin des Sanatoriums (doppelt besetzt mit Maike Achatz und Adriane Schuh) sich als wahnsinnig herausstellt und bereits damit begonnen hat, seine Aufzeichnungen und Entdeckungen auszuwerten, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Doch dann fliegt das Raumschiff in das schwarze Loch und wird zerstört.

Doch wer glaubte, dies sei das Ende der äußerst gelungenen Aufführung, sah sich getäuscht. Denn gemäß dem im Stück auftauchenden Motto „Die ewige Wiederkehr des immer Gleichen“, das nach einer Theorie von Möbius das Geheimnis der „Weltformel“ bildet, begann die Handlung wieder von vorne. Das Raumschiff „Mäh‘ den Rasen“, das die Insassen einer Irrenanstalt sowie ihre Betreuer beherbergt, befindet sich auf einem Flug durchs Weltall und steuert auf ein schwarzes Loch zu. Wieder kommt es zu den Morden, doch diesmal erkennt Möbius, dass es nur eine Möglichkeit gibt, das Schicksal und damit die ständige Wiederholung der Ereignisse zu ändern, indem er sich bzw. seine beiden „Ichs“ umbringt. Und hier kommt besonders die Doppelbesetzung der Rollen zum Tragen, denn die beiden Möbius-Darsteller ermorden sich gegenseitig und durchbrechen dadurch den Kreis der „Wiederkehr des immer Gleichen“, die Erkenntnisse der „Weltformel“ sind widerlegt bzw. aufgehoben.

Doch nicht nur mit einer plötzlichen Wendung der Handlung überraschte das Drama, auch ansonsten gab es einige gelungene Sondereinlagen. So bewegten sich die Darsteller in ihren Rollen bereits vor Beginn der Aufführung im Saal und wandelten durch das Publikum. Matthias Heidl führte nicht nur als Kommentator in die Handlung ein, sondern überraschte das Publikum als Eismann in einer Unterbrechung des Stückes noch mit der kostenlosen Ausgabe von Eis. Tim Becker, der als Kameramann fungierte, forderte die Zuschauer zwischenzeitlich per Schild zum Applaudieren auf und Max Best, der ansonsten für die Musik zuständig war, säuberte als Reinigungskraft am Ende der Aufführung die Bühne.

Langanhaltender Applaus belohnte die Darsteller, zu denen noch Diego Knauer und Nicolas Beck, die sich die Rolle des Inspektors der Mordkommission teilten, Ilona Kinsvater als Oberschwester und Philipp Neu als Kapitän des Raumschiffs „Mäh‘ den Rasen“ zählten, für ihr überzeugendes Spiel.

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